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Redaktion
Mittwoch, 24. Juni 2015 um 21:06 Uhr
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Weser-Kurier: Kommentar von Ben Zimmermann zum Staatsbesuch der Queen

Bremen (ots) - Wenn Queen Elizabeth II. in diesen Tagen Deutschland einen Besuch abstattet, dann ist das mehr als nur ein Thema für die Boulevardpresse. Natürlich freuen sich auch die bunten Gazetten über die Auftritte eines gekrönten Hauptes - genauso, wie sie den jüngsten Nachwuchs im Hause Windsor bejubelten. Doch hinter der jetzigen Visite steckt mehr. Es geht um das Verhältnis zweier Nationen, das - im Guten wie im Schlechten - ein besonderes war und ist. Und es geht um Europa. Allein schon durch die Wurzeln des Königshauses, das bis vor knapp 100 Jahren noch Sachsen-Coburg und Gotha hieß, fühlt sich die Queen den Deutschen eng verbunden. Die Briten, die unter anderem auch Bremen befreit hatten, waren nach dem Zweiten Weltkrieg Besatzungsmacht und wurden später einer der engsten Partner Deutschlands. Ohne London und Berlin geht nichts in Europa. Doch gerade beim Thema EU fängt die Sache an, schwierig zu werden. Denn die Briten werden bis Ende 2017 darüber abstimmen, ob sie in der Europäischen Union bleiben wollen oder nicht. Premierminister David Cameron versucht, seinen Landsleuten den Verbleib in der EU mit noch auszuhandelnden Zugeständnissen Brüssels schmackhaft zu machen. Dazu braucht er seine europäischen Partner - vor allem Deutschland. Und so schickt er die wertvollste Werbeträgerin vor, die das Königreich zu bieten hat: die Queen. In ihrem Schlepptau kommt auch Cameron selbst mit nach Berlin. Die Rollenverteilung ist klar: Die Königin sammelt die Sympathiepunkte, und der Premier kann schon einmal den Verhandlungsspielraum ausloten. Doch auch Deutschland hat ein großes Interesse am Verbleib der Briten in der EU. Denn ein "Brexit" würde die Union massiv schwächen und könnte ein Signal für andere Staaten sein, die ebenfalls mit Brüssel hadern. Kanzlerin Angela Merkel signalisierte bereits Entgegenkommen: Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Mit ihrer Charmeoffensive, so scheint es, wird die Queen nicht nur bei ihren Fähnchen schwenkenden Fans Erfolg haben.



Quelle: Weser-Kurier