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Axel Milberg sieht neues Genre "Corona-Film"

Schauspieler Axel Milberg (63) erwartet durch wegen der Corona-Krise monatelang unterbrochene Dreharbeiten neuartige Formen des Films: "Wir werden uns bemühen, dass die Anschlüsse stimmen, auch wenn es sicher kleine Sprünge geben wird - der eine hat drei Kilo mehr, der andere hat vier Kilo weniger, manch einer ist vielleicht nach den Sommermonaten braun gebrannt", sagte Milberg der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Statt kahlen Bäumen wird man vielleicht Laub sehen bei Außenszenen. Vielleicht entsteht ja ein ganz eigenes Genre - der Corona-Film. Quasi die blaue Mauritius unter den Filmen, die durch interessante Abweichungen erst wertvoll wird."

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Medien.
Axel Milberg
Axel Milberg
Foto: Amrei-Marie / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Schauspieler Axel Milberg (63) erwartet durch wegen der Corona-Krise monatelang unterbrochene Dreharbeiten neuartige Formen des Films: "Wir werden uns bemühen, dass die Anschlüsse stimmen, auch wenn es sicher kleine Sprünge geben wird - der eine hat drei Kilo mehr, der andere hat vier Kilo weniger, manch einer ist vielleicht nach den Sommermonaten braun gebrannt", sagte Milberg der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Statt kahlen Bäumen wird man vielleicht Laub sehen bei Außenszenen. Vielleicht entsteht ja ein ganz eigenes Genre - der Corona-Film. Quasi die blaue Mauritius unter den Filmen, die durch interessante Abweichungen erst wertvoll wird."

Milberg und das gesamte Team des Kieler "Tatorts" hatten am 18. März auf halber Strecke die Dreharbeiten zu der Folge "Borowski und die Angst der weißen Männer" wegen der Corona-Krise abbrechen müssen: "Es wurde jeden Morgen Fieber gemessen, jeder hatte sein eigenes Thermometer dabei, Handschuhe, Mundschutz und so weiter. Am Ende hatten wir die Hälfte gedreht - und müssen nun die andere Hälfte irgendwann nachdrehen."

Dies dürfte in seinen Augen nicht folgenlos bleiben: "Ich glaube, man wird da manches in Kauf nehmen, wenn es nicht allzu dramatisch und der Film ansonsten gelungen und spannend ist." Dies gelte für nahezu das gesamte Team: "Motive und Spielfahrzeuge müssen noch mal angemietet werden. Zumindest alle, die im Film sichtbar waren, müssen zur gleichen Zeit noch mal verfügbar sein." Es werde wohl Priorität haben, diejenigen Filme fertig zu drehen, die man unterbrochen habe, bevor man das nächste Projekt angehe. Sonst werde das Risiko immer größer, "dass man nicht mehr zueinanderfindet".

Die Corona-Krise kann sich in Milbergs Augen aber auch in kleinen Dingen positiv auswirken: "Wenn der Kommissar den Tatort betritt und in diese kleinen klebrigen Handschuhe hineinschlüpfen soll, die beim Aufblasen für Sekunden aussehen wie ein Kuheuter, hat er nach drei Minuten klitschnasse Hände. Die Handschuhe kleben, klemmen und zerreißen, während man den Mittelfinger in die zusammengepappte Spitze fahren will, die ganze Szene bekommt einen eigenartigen Rhythmus, und man unterbricht, weil man flucht - da entwickelt man nun natürlich den Ehrgeiz, das hinzukriegen, ohne überhaupt hinzuschauen. Und ich habe die Hoffnung, dass wir das nach dieser Corona-Zeit alle bravourös beherrschen."

Der Schauspieler verkündete in dem NOZ-Interview auch seinen endgültigen Abschied vom Vollbart: "Der Bart ist ab. Das war dann auch mal gut, denn er machte mich hundert Jahre älter. Er kam eigentlich aus der Streaming-Serie ,Cape Town', die ich in Kapstadt gedreht hatte - damals fing ich an, an diesem sogenannten Goatee Gefallen zu finden."

Geändert hat Milberg auch seine Einstellung zu gelegentlichen Erklärpassagen in Fernsehkrimis: "Ich habe es früher doof gefunden, wenn es Szenen gab, in denen der Ermittler sagte: ,Was haben wir bis jetzt? Lass uns mal zusammenfassen.' Und dann steht man im Kommissariat oder einem Büro und rekapituliert noch mal. Früher habe ich immer gedacht: Man betreut den Zuschauer, man erklärt zu viel. Mittlerweile weiß ich: Die Polizei macht es tatsächlich genauso, und zwar fast täglich." Auch als Zuschauer sei er dankbar dafür: "Man hat sieben, acht Namen, die irgendwie herumschwirren und teilweise nur kurz aufgetaucht sind. Die Uhrzeit bestimmter Geschehnisse spielt natürlich auch eine Rolle. Manchmal eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen ist eben nicht spießig, sondern hilfreich. In diesem Punkt habe ich im Laufe der Zeit meine Meinung geändert."

Quelle: ots/Neue Osnabrücker Zeitung