Skip to main content
Wörter | Min. Lesezeit |

Ich mach mir ein Kind - Mutterglück ohne Sex

Kinder zu bekommen ist für viele Frauen nicht weniger als der Sinn ihres Lebens. Doch für manche von ihnen bleibt der Traum vom Baby auf natürlichem Weg unerfüllt. Sie nehmen ihr Schicksal daher selbst in die Hand und vertrauen auf Samenspenden und künstliche Befruchtung - auch ohne männlichen Partner an ihrer Seite.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Medien.
Foto: Marcus Rocha / pixabay (CC)

Kinder zu bekommen ist für viele Frauen nicht weniger als der Sinn ihres Lebens. Doch für manche von ihnen bleibt der Traum vom Baby auf natürlichem Weg unerfüllt. Sie nehmen ihr Schicksal daher selbst in die Hand und vertrauen auf Samenspenden und künstliche Befruchtung - auch ohne männlichen Partner an ihrer Seite.

Die große Samstags-Dokumentation "Ich mach mir ein Kind - Mutterglück ohne Sex" (am 12.3. um 20:15 Uhr bei VOX) porträtiert heterosexuelle und lesbische Paare, Single-Frauen und Co-Parenting-Suchende auf ihrem oft schwierigen und belastenden Weg zum eigenen Nachwuchs, zeigt wie weit die heutige Reproduktionsmedizin ist, aber auch wie schwer es Spenderkinder bei der Suche nach ihren Wurzeln haben.

Experten wie Dr. med. Franziska Rubin (Ärztin und Medizinjournalistin) oder Dr. Petra Thorn (Sozial- und Familientherapeutin) berichten von ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema und schätzen ein, wie stark sich unser gesellschaftliches Konzept von Familie durch die verschiedenen Wege zum Wunschkind verändert.

"Wenn ich mir mein Leben ohne Baby vorstelle, frage ich mich ganz schnell, was ist dann der Sinn des Lebens", schildert Melina Rost aus Berlin ihre Gefühlssituation. Die ledige Moderatorin und Schauspielerin ist 40 Jahre alt und nimmt viele Strapazen auf sich, um endlich schwanger zu werden. Für ihren nun bereits achten künstlichen Befruchtungsversuch nimmt sie Medikamente, deren Nebenwirkungen sie stark belasten. Sozial- und Familientherapeutin Dr. Petra Thorn wünscht sich eine bessere psychische Unterstützung in diesen Fällen: "Eine künstliche Befruchtung ist ein starker körperlicher Eingriff, aber was noch schwerwiegender ist, sind die ganzen emotionalen Folgen dieser Behandlung. Wir sprechen von einer emotionalen Achterbahn - nämlich diesem Hoffen, Warten, Ausharren und Enttäuschtsein, wenn die Behandlung nicht geklappt hat." Tatsächlich gibt es auch dieses Mal keine Garantie dafür, dass Melina schwanger wird. Nach der In-vitro-Fertilisation (IVF = künstl. Befr. außerhalb des Körpers) und der anschließenden Übertragung der befruchteten Samenzellen in die Gebärmutter in einer Berliner Kinderwunschklinik ist die junge Frau wenig euphorisch, denn sieben Mal wurde sie bereits enttäuscht: "Ich bin fast davon überzeugt, dass das wieder nicht geklappt hat", vermutet sie. Ärztin und Medienjournalistin Franziska Rubin, die selbst nach mehreren Versuchen künstlicher Befruchtung Zwillinge bekommen hat, weiß aus Erfahrung: "Auch eine In-vitro-Fertilisation bedeutet noch lange nicht, dass man schwanger wird."

Mittlerweile können aber nicht nur Samen, sondern auch Eizellen und sogar Embryonen gespendet werden. Davon profitieren neben Singlefrauen natürlich auch lesbische Paare wie Theresia (37) und Simone Dooremans (40) aus Düsseldorf. Die beiden haben bereits zwei Kinder durch eine Samenspende bekommen. Doch für das ersehnte Mutterglück mussten sich die beiden alle Informationen selbst zusammen suchen. Zuerst suchten sie einen Spender, der später auch bereit war, das Kind kennen zu lernen. Ein Bekannter des Paares sprang dann aber kurzfristig ab. "Im Internet sind wir dann auf eine Seite gestoßen, wo wir jemanden suchen konnten. Da kann man Haarfarbe, Augenfarbe, Raucher, Nichtraucher und vieles weitere eingeben. Wir haben einige angeschrieben, Fotos von ihnen bekommen und letztendlich darüber auch den Vater von den Kindern gefunden", beschreibt Theresia ihren Weg zum Nachwuchs. Heute bereichern Ben und Fyn ihr Leben. "Für mich persönlich war das die beste Entscheidung", bekräftigt Simone ausdrücklich.

Ein perfektes Beispiel dafür, dass sich durch die neuen Reproduktionsmöglichkeiten die klassischen Familienstrukturen radikal verändern, ist auch Rachel Hope aus Los Angeles. Sie praktiziert Co-Parenting, die gemeinsame Erziehung eines Kindes durch zwei Menschen, die keine Liebesbeziehung miteinander haben. Mit zwei Männern aus ihrem Freundeskreis hat die 44-Jährige bereits zwei Kinder, die durch künstliche Befruchtung zur Welt gekommen sind. Über ein Online-Portal, das Co-Parenting-Suchenden eine Plattform bietet, hat sie nun in Florian Joos (39) aus Schwäbisch Gmünd einen potenziellen Spender für ein drittes Kind gefunden und fühlt sich gut mit ihrer Herangehensweise: "Der Kinderwunsch ist viel mehr als nur eine Kopfentscheidung, es ist ein Urtrieb. Kinder haben zu können ist ein Grundrecht des Menschen", verteidigt sie ihren Lebensstil. Mit Spender Florian an ihrer Seite unterzieht sich Rachel einer In-vitro-Fertilisation. Doch wie empfinden Kinder, die nicht vorrangig aus Liebe, sondern künstlich aus einer Vereinbarung entstanden sind? "Es gibt bei der künstlichen Befruchtung viele ethisch moralische Grenzen, die wir ständig berühren und über die wir diskutieren müssen. Am Ende müssen wir aber als Gesellschaft gemeinschaftlich darüber entscheiden, was wir wollen und was nicht. Denn es ist sicherlich mehr möglich als viele Menschen in diesem Land wollen", so Dr. Franziska Rubin über den derzeitigen Stand der Forschung.

Neben den moralisch-ethischen Aspekten hat die moderne Reproduktionsmedizin aber auch weitere Schattenseiten. Denn die daraus entstandenen "Spenderkinder" wissen oft nichts über ihre Entstehung und sind, wenn sie sich auf die Suche nach ihrem Vätern machen, oft auf sich allein gestellt. Sunny Müller (35) aus Berlin ist eine von ihnen: "Es ist, als wenn man ein Buch nicht zu Ende gelesen hat", erklärt sie und Petra Thorn unterstützt ihre Ansicht: "Wir fühlen uns nur komplett, wenn wir wissen wo unsere biologischen Ursprünge sind." Dass sie durch eine Samenspende auf die Welt kam, erfuhr Sunny von ihren Eltern erst, als sie zehn Jahre alt war. Die Daten ihres genetischen Spenders waren da von der Samenbank bereits vernichtet worden. Seitdem macht sie sich viele Gedanken: "Sie haben gesagt, dass die Spende anonym war und dass sie damals vertraglich dazu verpflichtet wurden, niemals nach dem Spender zu forschen.

Mittlerweile ist mir auch klar, dass die Spender selber damals auch dazu beraten wurden, es anonym zu machen. Vielleicht war das aber gar nicht im Interesse meines Spenders." Er ist somit nahezu unauffindbar. Um zu vermeiden, dass andere Betroffene ähnliche Erfahrungen erleiden müssen wie sie, unterstützt die 35-Jährige nun mit dem Verein Spenderkinder e.V. Familien, das Thema Samenspende frühzeitig anzusprechen.

Weitere Hintergründe zeigt VOX in der großen Samstags-Dokumentation "Ich mach mir ein Kind - Mutterglück ohne Sex", produziert von Tresor TV, am 12.03. um 20:15 Uhr.



Quelle: ots/VOX